Auf meinen bestürmeten Lebenslauf Analyse

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Auf dieser Seite findet ihr eine Analyse des Gedichtes „Auf meinen bestürmeten Lebenslauf“ von Catharina Regina von Greiffenberg, welches aus der Epoche des Barocks stammt.

Außerdem findet ihr auf dieser Seite eine Analyse des Gedichtes Für Einen, welches von Mascha Kaléko geschrieben wurde.

Nachdem ihr euch beide Analysen durchgelesen habt, könnt ihr euch einen Vergleich der beiden Gedichte durchlesen.

 

 

Auf meinen bestürmeten Lebenslauf Analyse – Gedicht


Auf meinen bestürmeten Lebenslauf (1662)478px-CatharinaReginavGreiffenberg_Kopie

Wie sehr der Wirbelstrom so vieler Angst und plagen
mich drähet um und um / so bistu doch mein Hort
mein mittel punct / in dem mein Zirkel fort und fort
mein Geist halb hafften bleibt vom sturm unausgeschlagen.

Mein Zünglein stehet stät / von Wellen fort getragen
auf meinen Stern gericht. Mein Herz und Aug′ ist dort
es wartet schon auf mich am Ruhe-vollen Port:
dieweil muß ich mich keck in weh und See hinwagen.

Offt will der Muht / der Mast / zu tausend trümmern springen
Bald thun die Ruder-Knecht / die sinnen / keinen Zug.
Bald kan ich keinen Wind in glaubens-Segel bringen.

Jetz hab ich / meine Uhr zu richten / keinen fug.
Dann wollen mich die Wind auf andre zufahrt dringen,
bring′ an den Hafen mich / mein Gott / es ist genug!

Auf meinen bestürmeten Lebenslauf Analyse – Einleitung

Das Gedicht „Auf meinen bestürmeten Lebenslauf“ von Catharina Regina von Greiffenberg aus dem Jahre 1662 handelt von dem Glaubensleben des lyrischen Ichs.

Als Arbeitshypothese und Intention der Dichterin sehe ich hier den vanitas Gedanken („Alles ist eitel“), an dem sie trotz ihrem von Schwierigkeiten und Zweifeln geplagten Glaubensleben festhält und so Versuchungen widerstehen will.

Auf meinem bestürmten Lebenslauf Analyse – Hauptteil

Das Gedicht besteht aus vier Strophen mit zwei Quartetten und zwei Terzetten. Es ist also ein Sonett, welches aus umarmenden Reimen, Kreuzreimen in den Terzetten und einem sechs hebigen Jambus besteht.

Dies lässt darauf schließen, dass es sich um ein typisches Sonett aus der Barock-Epoche handelt, Außerdem wird auch die Dichterin als sehr bedeutend vor diese Epoche eingeschätzt, trotz ihrer weinigen Popularität damals.

In den ersten beiden Quartetten erzählt das lyrische Ich von dem, was ihm hilft Schwierigkeiten durchzustehen, es ist ganz auf Gott gerichtet und nichts kann es von seinem Glauben abbringen. Doch in den Terzetten kommt der Zweifel, der Mut verschwindet und niemand, auch die Knechte, können sich nicht aufraffen und weitermachen. Das lyrische Ich möchte sterben, um dem zu entkommen, doch es weiß, dass es nicht das Recht dazu hat sich selbst ein Ende zu machen. Also tut es das Letzte, was ihm noch einfällt, es schreit zu Gott und bittet ihn, es sicher in den „Hafen“  zu bringen (Z.14), wo es Ruhe finden kann.

Dies unterstützt auch meine Epocheneinordnung, denn das Leben der Menschen im Barock war sehr von Krankheit und Sterben geprägt. Durch mangelnde Hygiene, oft aber auch einfach nur Unwissen, wurden vor allem die Menschen der unteren Stände gerade einmal 30 Jahre alt. Außerdem war die Barock-Epoche die Zeit des 30 jährigen Krieges und der Pest, diese Ereignisse forderten unzählige Todesopfer.

Die Dichter verarbeiteten diese Zeit in ihren Werken, wobei gerade drei Lebensweisheiten besonders herausstachen: „memento mori“, „carpe diem“ und „vanitas“. Es gab eine besondere Ausrichtung auf Gott, die auch hier bei Greiffenberg klar deutlich wird.

Die Dichterin benutzt Bilder und Vergleiche, um die Schwierigkeiten und Versuchungen damals zu zeigen.

So beginnt das Sonett gleich mit einer Metapher in Zeile 1: „(..) der Wirbelstrom so vieler Angst und plagen“. Sie vergleicht hier die Angst mit einem Strudel, der sie in sich hineinzieht und runterreißt. In Zeile 5 erklärt das lyrische Ich jedoch, dass ein Kompass ganz still steht und von den Wellen des Glaubens fortgetragen wird, immer in Richtung Gott. Die Dichterin benutzt auch für Gott einige Vergleiche: „(..) mein Hort (..)“ (Z.2); „(..) mein mittel punct (..)“ (Z.3); „(..) mein Zirkel (..)“ (Z.3); „(..) meinen Stern (..)“ (Z.6). Hier hat das lyrische Ich den Sinn des Lebens gefunden, etwas, woran es sich festhalten kann: „(..) es wartet schon auf mich am Ruhe= vollen Port“ (Z.7).

Doch trotz allem kommen Schwierigkeiten. Der Mut zerbricht wie ein Mast , was die Metapher deutlich macht. Das lyrische Ich beginnt die Mutlosen aufzuzählen, was auch durch die Anaphern in den Zeilen 10 und 11 deutlich wird: „Bald thun (..) Bald kann (..)“. Es zählt zuerst die „Ruder=Knechte“ auf (Z.10), anschließend auch sich selbst (Z.11). Dadurch wird die Spannung und auch die Wirkung auf den Leser gesteigert, bis sie in dem Vers „jetzt hab ich/ meine Uhr zu richten/keinen fug.“ (Z.12), gipfelt. Außerdem wird der Wind, welcher vorher noch sehnlichst erwartet wurde (Z.11), ein Wind der Versuchung, der das lyrische Ich vom Hafen abbringen will.

Der letzte Vers ist dann eine Art Fazit, wo das lyrische Ich sich wieder zu Gott hinwendet und ihn bittet, es in den Hafen zu bringen, also sterben zu lassen (Z.14). Trotz der Ausweglosigkeit der Situation hat dies auch etwas positives, da das lyrische Ich sich wieder an Gott wendet, obwohl es so viele Zweifel und Versuchungen hat. Damit hat es den einzigen Weg aus dieser Situation herausgefunden, da einzig Gott selbst ihm jetzt noch helfen kann, der Versuchung des Selbstmordes zu widerstehen. Dies aus eigener Kraft zu versuchen, wäre unmöglich, was auch leicht in Zeile 12 angedeutet wird: das lyrische Ich sieht keinen anderen Ausweg, sich selbst zu helfen, außer zu sterben, was es aber nicht tun will.

Auf meinen bestürmeten Lebenslauf Analyse – Schluss

Meine Arbeitshypothese, die ich am Anfang dargelegt hatte, ist somit bestätigt. Zwar wird hier nicht direkt von Eitelkeit gesprochen, doch es wird trotzdem deutlich durch die Auffassung des Erzählers, der sich ganz auf das Göttliche konzentriert und alles Irdische als „Sturm“ und „weh“ bezeichnet (Z.4; Z.8). Die letzte Lösung ist die Hinwendung zu Gott und das Gebet, dass er ihm letzten Vers ausformuliert.

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